Auskunftsansprüche des Erben gegen den Hausgenossen


1. Bedeutung des Hausgenossen für den Erben

🏠 Hausgenosse als wichtige Informationsquelle
Der Hausgenosse lebt mit dem Erblasser zusammen und kennt oft wichtige Details zum Nachlass. Durch die gemeinsame Haushaltsführung kann er wichtige Auskünfte geben. Die Auskunftsregelungen basieren vor allem auf dem § 2028 BGB.


2. Auskunftspflichten ohne Verschulden

⚖️ Kein Verschulden erforderlich
Der Hausgenosse muss auch dann Auskunft geben, wenn er nichts falsch gemacht hat. Entscheidend ist die Vermutung, dass er aufgrund der Haushaltsgemeinschaft Informationen über den Nachlass hat.


3. Wer gilt als Hausgenosse?

👥 Wer gehört dazu?

  • Angehörige, die mit dem Erblasser zusammenwohnten
  • Haushälterinnen oder Pflegerinnen
  • Mieter im Haus des Erblassers
  • Lebensgefährten
  • Nachbarn im selben Haus oder Stockwerk
  • Hausangestellte mit längerem Aufenthalt

4. Hausgenosse und Geschäftsführung ohne Auftrag

📋 Rechenschaftspflicht aus erbrechtlichen Geschäften
Auch wenn es keine klare gesetzliche Grundlage gibt, kann der Hausgenosse als „Geschäftsführer ohne Auftrag“ gelten und somit verpflichtet sein, über erbrechtliche Geschäfte Rechenschaft abzulegen.


5. Wer darf Auskunft verlangen?

👨‍👩‍👦 Auskunftsberechtigte Personen

  • Erben und Miterben
  • Nachlasspfleger und Nachlassverwalter
  • Pfändungsgläubiger und Nacherben

6. Umfang der Auskunftserteilung

📂 Was muss offengelegt werden?

  • Erbschaftliche Geschäfte, die der Hausgenosse für den Erblasser geführt hat
  • Verbleib von Nachlassgegenständen und Forderungen
  • Nicht enthalten sind Gegenstände, die endgültig an Dritte übergegangen sind

7. Art und Form der Auskunft

📝 Einfache Erklärung genügt
Der Hausgenosse muss keine umfangreiche Dokumentation erstellen, sondern kann formlos Auskunft geben. Eine eidesstattliche Versicherung ist nur bei begründetem Zweifel nötig.


8. Rechtliche Möglichkeiten bei unvollständiger Auskunft

🚨 Eidesstattliche Versicherung und Zwang
Wenn der Hausgenosse unvollständige oder falsche Auskünfte gibt, kann der Erbe die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung verlangen. Bei Verweigerung kann gerichtlich Zwang angewendet werden.


9. Weitere rechtliche Hinweise

📅 Verjährung, Beweislast und Gerichtsstand

  • Auskunftsansprüche verjähren nach 30 Jahren
  • Der Erbe trägt die Beweislast seiner Erbberechtigung und der Hausgenossenschaft des Auskunftspflichtigen
  • Gerichtsstand ist das Gericht am letzten Wohnsitz des Erblassers

10. Beispiel für eine Auskunftsklage

⚖️ Formulierung eines Klageantrags

  • Antrag auf Auskunft über erbschaftliche Geschäfte des Hausgenossen
  • Antrag auf Verurteilung zur eidesstattlichen Versicherung bei falschen Angaben
  • Antrag auf Herausgabe von Nachlassgegenständen oder Ausgleichszahlungen

11. Zusammenfassung

🔍 Hausgenosse als unterschätzte Informationsquelle
Der Hausgenosse ist oft leichter erreichbar als der eigentliche Erbschaftsbesitzer und kann wertvolle Informationen über den Nachlass geben. Sowohl die Auskunftspflicht nach § 2028 BGB als auch ergänzende Regelungen sollten genutzt werden, um die Rechte des Erben zu wahren.

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