🕰️ Hemmung der Verjährung durch Verhandlungen: Warum ist das korrekt? Verständlich erklärt für Mandanten
👩⚖️ Was bedeutet „Verjährung“?
Ein Anspruch verjährt, wenn er eine bestimmte Zeit lang nicht geltend gemacht wird. Danach kann man ihn rechtlich nicht mehr durchsetzen. Das Gesetz sagt dann: „Zu spät!“ Das macht Sinn, sonst hätte man als Erbe eines Schuldners z.B. nie die Sicherheit, dass nicht doch noch was kommen kann an Forderungen. Die Verjährung dient also dem Rechtsfrieden.
⏳ Beispiel: Jemand schuldet Ihnen Geld. Wenn Sie dieses Geld viele Jahre lang nicht einfordern, darf der Schuldner sich irgendwann weigern zu zahlen, weil der Anspruch verjährt ist. Er kann dann die Einrede der Verjährung erheben. Der Anspruch des Gläubigers gegen sie besteht zwar immer noch, aber sie können seine Erfüllung durch Erhebung der Einrede der Verjährung verweigern. Sie sehen: Die Einrede ist ein Verweigerungsrecht, das durch Einrede geltend gemacht werden muss. Die Forderung geht durch den Zeitablauf allein nicht unter.
💬 Was ist eine „Hemmung“ der Verjährung?
„Hemmung“ bedeutet: Die Uhr der Verjährung hört vorübergehend auf zu ticken. Sie pausiert. Die Zeit wird angehalten.
🤝 Warum wird die Verjährung bei Verhandlungen gestoppt?
Wenn Gläubiger (z. B. Erbe) und Schuldner über einen Anspruch verhandeln, wäre es unfair, wenn im Hintergrund die Verjährung weiterliefe.
➡️ Das Gesetz sagt deshalb in § 203 BGB: Solange Verhandlungen laufen, ist die Verjährung gehemmt.
💡 Worum geht es bei Verhandlungen?
Verhandlungen bedeuten: Die Parteien reden ernsthaft über einen Anspruch und suchen eine Lösung.
✅ Beispiel 1: Ein Erbe fordert Auskunft vom Miterben. Die Parteien sprechen darüber, wie viel gezahlt werden soll.
✅ Beispiel 2: Ein Pflichtteilsberechtigter verhandelt mit der Erbin über die Höhe seines Pflichtteils.
🧠 Was heißt das für beide Seiten?
- Der Schuldner weiß, dass ein Anspruch gegen ihn im Raum steht. Er kann sich vorbereiten, Beweise sichern, ggf. Rückstellungen bilden.
- Der Gläubiger zeigt, dass er aktiv seinen Anspruch verfolgt, ohne gleich klagen zu müssen.
➡️ So wird niemand überrumpelt, und der Rechtsfrieden wird gewahrt.
🚫 Wann endet die Hemmung?
Die Hemmung der Verjährung endet, wenn:
- eine Partei erklärt: „Ich will nicht mehr weiterverhandeln.“
- die Gespräche offensichtlich gescheitert sind.
Dann beginnt die Uhr nach drei Monaten wieder zu ticken.
🔍 Warum ist das gerecht?
- Der Schuldner wird nicht überrascht. Er weiß: Es geht um einen Anspruch gegen ihn.
- Der Gläubiger muss nicht vorschnell klagen, nur um die Verjährung zu stoppen.
- Das Justizsystem wird entlastet, weil viele Fälle durch Verhandlungen ohne Klage geklärt werden.
➡️ Verhandlungen helfen also beiden Seiten und sparen oft einen Prozess.
📚 Was sagen Rechtsprechung und Literatur dazu?
- Schon vor der Reform des Verjährungsrechts (2002) wurde gefordert, dass Verhandlungen die Verjährung hemmen sollten.
- Der Gesetzgeber hat das mit § 203 BGB umgesetzt.
- Der BGH bestätigte übrigens: Auch wenn man von einem Anspruch nichts weiß, kann Verjährung eintreten.
- Aber: Verhandlungen zeigen aktives Handeln des Gläubigers – das ist schützenswert.
🔁 Zusammenfassung in einfachen Worten
- Wenn Sie mit der Gegenseite verhandeln, pausiert die Verjährung.
- Das gibt Zeit für eine Einigung, ohne dass Sie klagen müssen.
- Die Hemmung endet erst, wenn die Verhandlungen beendet oder abgebrochen sind.
- Diese Regelung sorgt für Fairness, Rechtssicherheit und Frieden zwischen den Parteien.
📝 Fazit:
Verhandlungen sind ein wichtiger Bestandteil moderner Streitbeilegung – besonders im Erbrecht. Wer miteinander spricht, verdient Zeit. Die Hemmung der Verjährung nach § 203 BGB trägt dazu bei. Und sie schützt beide Seiten: vor Überraschungen, Prozessen und ungerechter Rechtsverweigerung.
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie wissen wollen, ob bei Ihrem Fall die Verjährung läuft – oder schon gestoppt ist.