Erklärt von Rechtsanwalt Gerhard Ruby
Tacitus
Tacitus brachte die germanische Erbrechtslage auf die knappe Formel: „Erben und Rechtsnachfolger sind immer die eigenen Kinder. Sind keine Kinder da, so geht der Besitz zunächst über auf die Brüder, dann auf die Onkel väterlicher und mütterlicher Seite.“
(Tacitus hat wohl den Sachverhalt zutreffend widergegeben, vermutlich aber nicht verstanden, dass die Germanen im Gegensatz zu den Römern kein Erbrecht kannten. Der Hof gehörte der ewig lebenden Familie, ersatzweise dem dahinterstehenden Geschlechterverband. Der Hof gehörte also nicht dem einzelnen Bauern, der ihn gerade bewirtschaftete. Er war nur ein Glied in einer unendlich gedachten „Familienkette“. Dem einzelnen gehörte nur seine „fahrende Habe“, die aber Grabbeigabe wurde.)
Tasse
Beim Erben können sich Besitzer ganzer Häuserzeilen um eine Tasse streiten.
(Dieses Zitat des 1966 verstorbenen Professors Dr. Josef Kopp veranschaulicht, dass das Erbrecht wie kaum ein anderes Rechtsgebiet von Emotionen geprägt ist.)
Teilen
Seid ihn noch einig oder habt ihr schon geteilt ? (Volksmund)
„Wenn Du den wahren Charakter eines Menschen kennenlernen willst, teile eine Erbschaftmit ihm.“ („If you want to know the true character of a person, divide an inheritance with him.“ (Benjamin Franklin)
„Die Zeit eilt, heilt, teilt.“
(Hausinschrift in Augsburg)
„Seid ihr noch einig, oder habt ihr schon geteilt?“
(Volksmund)
Teilungsanordnung
Die Teilungsanordnung konkretisiert den Erbteil nur, das Vorausvermächtnis gibt es zum Erbteil dazu.
Testament
„War ihr Onkel bis zum Ende im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte?“-
„Kann ich noch nicht sagen. Das Testament ist noch nicht eröffnet.“
(Volksmund)
„Wer alles verzehrt vor seinem End‘,
der macht das richt’ge Testament.“
(Volksmund)
„Sein Testament selber zu basteln ist grad so, als würde man sich selber den Blinddarm herausnehmen.“
(Prof. Dr. Klaus Michael Groll, Gründer des Dt. Forums für Erbrecht)
„Im Testament gibt selbst der Geizhalz so viel, wie er kann.“
(Emanuel Wertheimer, dt. Philosoph und Aphoristiker)
„Jemanden mit dessen Wissen im Testament zu bedenken und dann nicht in angemessener Frist zu sterben, das grenzt schon an Provokation.“
(Samuel Butler der Ältere, englischer Satiriker 1612 bis 1680)
Testament
Alles versoffen, nix verschenkt, das ist das schönste Testament!
Testamente müssen alle zwei Jahre überarbeitet werden. Selbst der liebe Gott hat zwei Testamente gebraucht (das Alte und das Neue Testament)
Testament von Rommel
Wer über sein Ableben nachdenkt, wird sich dessen bewusst, dass er danach keinen Einfluss mehr hat, was mit seinem Eigentum und Vermögen geschieht. Vor allem wohlhabende Leute versuchen, auf die Zeit nach dem Tode durch testamentarische Verfügungen einzuwirken. So sind zwar nicht sie selber, doch ihr Wille noch eine Zeit lang da. Ich rate, solche Verfügungen im Zweifel zu unterlassen, da sie wenig nützen, sondern eher die Grabpflege durch die erzürnten Erben gefährden. Wer sie unbedingt ärgern will, dem empfehle ich ein Testament zu verfassen, dessen Verlesung die Erben zunächst erschreckt, dann aber doch erlöst. Ein Beispiel: „Meine Bindung an die Familie war nicht so eng, wie es den Anschein hatte. Im Gegenteil, manche Unverschämtheiten und Respektlosigkeiten haben mich so geärgert, das ich mich des Wortes des großen Friedrich – oder war es ein anderer ? – erinnere, der gesagt hat: “Seit ich die Menschen kenne, sind mir die Hunde lieber.“ Ich wollte immer einen Hund haben, doch wusste ich von vornherein, dass niemand aus der Familie ihn während der Ferien in Pflege nehmen würde. Jetzt habe ich die Möglichkeit meiner Tierliebe, insbesondere zu den verfemten und verfolgten sogenannten Kampfhunden sichtbar Ausdruck zu geben. „Mein Vermögen den Kampfhunden“ lautete deshalb mein Entschluss, bis ich ich in der Zeitung las, dass ein Kampfhund einen Jogger gebissen hatte. In meiner Jugend hat man zwar nicht „Jogging“, sondern „Waldlauf“ gesagt, aber an solchen habe ich auch mehrfach teilgenommen. Deshalb ließ ich den Gedanken, mein Erbe den Hunden zuzuwenden, wieder fallen, zumal auch der Sport einst meinem Leben Inhalt und Richtung gab und ich ihn in unserer bewegungsarmen und aggressionsreichen Zeit